Meine 1. Mitteldistanz im Triathlon, Erlebnisbericht




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Meine 1. Mitteldistanz im Triathlon, Erlebnisbericht

Beitragvon ClaraFall » Sa 9. Aug 2014, 12:01

Meine 1. Mitteldistanz (MD) im Triathlon ertrink Rad walk

Nachdem ich 2013 meine 1. Olympische (1,5/40/10) gefirnisst hatte und 1. in meiner AK wurde, war klar, dass ich im Jahr darauf gleich die MD (1,9/90/21) probieren würde. Mein Plan war bzw. ist, 2x die MD zu finishen, um mir evtl. zu meinem 55. Birthday occasion15 die volle Distanz zu schenken
Ob ich das wage, wollte ich von dem Gefühl nach der MD abhängig machen. Diese wählte ich terminlich so aus, dass sie möglichst weit weg von den wichtigen Laufevents, wie einigen Marathonterminen, war.
Am 02.08.14 ging es zunächst los mit der Anfahrt per Rad und Bahn zum Veranstaltungsort nach Müggelheim und dem 'Reinkommen' ins Geschehen. Am Tag vor meinem Wettkampf fanden schon kleinere Wettkämpfe statt, so dass ich mir Strecke und Wechselzone gut ansehen konnte und auch vom Feeling schon etwas mitbekam big_ok
Alles wirkte überschaubar und fast privat. Sebastian, der Organisator des Triathlon Berlin XL in Müggelheim und mir bestens aus einem gemeinsamen Trainingslager vertraut, war quasi die einzige Person, die ich dort kannte. big_ok . Das hatte Vor- und Nachteile. Vorteil war klar, dass er DER Motivation vor Ort für mich war und dass ich niemanden hatte, dem ich meine Aufregung permanent mitteilen konnte. Dadurch reduzierte sie sich ganz automatisch, denn ich musste mich zusammenreißen und konnte sie nicht die ganze Zeit vor mich hin reden (Selbstgespräche sind noch nicht so mein Ding big_gruebel ). Nachteil war, dass ich mich dennoch sehr allein fühlte, während andere ihre Fanecken :bravo: hatten.
Abends machte ich noch einen kurzen Aktivierungslauf mit ein paar Intervallen und dann ging's zum mentalen Runterfahren in die Sauna big_baden big_sonnen . Zum Abendessen gab es ein wenig Quinoa mit Banane und reichlich kohlenhydratreichen Sportgetränken. Dann legte ich mir alles für den nächsten Tag, sortiert nach Disziplinen, zurecht. Gegen 23:00 verabschiedete ich mich von dem Tag und konnte erstaunlicherweise gut schlafen. big_good night
Am nächsten Morgen gings um 6:00 aus dem Bett, 6:30 Frühstück big_trinken . Die ganze Zeit mein Nuckelfläschchen mit Sportgetränken dabei, um die Speicher aufzufüllen. Schließlich hatte ich abends nicht viel essen können und wollen und auch morgens gingen nicht mehr als 2 EL Rührei und 1 Kaffee big_kaffee runter!
Jo, nun war es langsam so weit!
Rad eingecheckt, alles an seinen Platz positioniert, immer wieder durchdacht: 'bloß nichts vergessen :gruebel: !
Um 7:00 startete die Langdistanz :respekt: ! Das wollte ich mir ansehen. Klar, dass damit wieder die Aufregung stieg. Uppsi, was war das denn? Die Bojen soooo weit weg! Und wie bitte? Nicht hinter der Boje lang sondern noch weiter hinten, um das Schiff herum schwimmen? OMG (oh mein Gott)! Das sah alles weit entfernt aus, aber sicher nicht, wie ein Kurs über 2 km! Eine Sportlerin der LD (2 Runden) kam total erfroren und zitternd aus dem Wasser und unterwegs sah ich einen Mann, in eine Rettungsdecke gehüllt, das Wasser verlassen. Das löste nicht gerade Zuversicht in mir aus! Wie auch immer. Für mich galt jetzt der Leitsatz: 'du wolltest das und willst das noch', also: 'Augen zu und durch'! Ziel ist 'Ankommen', wenn's geht nicht als Letzte! :olympia:
1,5 h vergingen schnell und schon stand ich selbst im Wasser, ohne Neo versteht sich, denn das Wasser hatte schon 23 Grad.
Eben war ich noch mit einer Teilnehmerin im Gespräch über positive Gedanken zum Rennen, da ertönte auch schon das Startsignal! director Wir waren gar nicht richtig darauf eingestellt. Also nix, wie hinter den Massen her! Ich nahm sofort die innere Anspannung des Massenstarts wahr, so sagte ich mir: 'ruhig bleiben, erstmal Wasserlage finden und eher langsamer Reinkommen'! Das klappte ganz gut. Es dauerte nicht lange, da hatte ich mit Wasser in der Schwimmbrille zu kämpfen. Nerv, big_haare sage ich da nur! Das Ganze kostete mich ca. 4 malignes Anhalten-Ausschütten-Richten und wieder Anschwimmen. In der Zwischenzeit zog das Feld an mir vorbei und ich war richtig sauer big_wut ! Dachte eine Zehntelsekunde an 'beleidigte Leberwurst und Aussteigen'! Dann aber entschloss ich mich Brustschwimmen zu machen und so kam ich dann doch noch in den 'Schwimmfluss'.
Zwischendrin wechselte ich immer mal wieder auf Kraul, merkte aber bald, dass ich ohne Neo im Brustschwimmen viel schneller bin, was ich im Training auch getestet hatte und bemühte mich, immer wenn ich ins Kraulen verfallen wollte, meiner Strategie zu folgen. Sie bot eine Menge Vorteile, wie das direkte Zuschwimmen auf die Bojen, das besser Atmen und nicht ganz so viel Laktat im Körper, weil es einfach nicht so anstrengend ist! big_bye So konnte ich endlich wieder ein paar Schwimmer überholen und ärgerte mich schon wieder, dass nicht von Anfang an und konsequent meiner Strategie gefolgt bin. Unterwegs dachte ich: 'immer schön locker bleiben! Nicht gleich an die Hürde der nächsten Disziplin denken! Jetzt bringst du erstmal Schwimmen hinter dich und dann sehen wir weiter'! Gesagt, getan! Nach 47 min. reiner Schwimmzeit war die 1. Hürde geschafft! Das Aussteigen aus dem Wasser über eine steile eingehängte Treppe war etwas schwierig, aber ich konzentrierte mich jetzt voll auf den Wechsel, bei dem ich gern unbemerkt viel Zeit time verschwende!
Für die Radeinheit hatte ich alles wunderbar zurecht gelegt, dachte ich! Schob das Rad aus der Wechselzone und bemerkte, dass ich doch etwas vergessen hatte! Musste also wegen des nicht unwichtigem Startnummernbandes noch einmal zurück. Das kostete mich aber max. 1 Min. und ich wollte ja nicht Erste werden. Auf dem Rad dachte ich an die Worte meines Trainers: 'erstmal auf's Rad, Runterkommen, Reinfinden'. Jo, hat gut geklappt! Ich versuchte nun vor allem am Vordermann zu bleiben. Ich hatte immer Angst, irgendwann mal auf die falsche Strecke zu fahren, was höchst ärgerlich wäre! So hatte ich zu tun, Kontakt zu den vorausfahrenden Männern zu halten und dabei nicht zu überpacen! Also schaltete ich lieber einen Gang runter und bald waren sie weg! big_cry
Ab und zu konnte ich einen Fahrer überholen, war mir aber auch klar darüber, dass die Langdistanzler auf der Strecke waren. Es gab mir trotzdem ein gutes Gefühl, denn ich hatte in mehreren Rolltests festgestellt, dass mein Rad zwar noch ein ausreichend gutes Einsteigermodell ist, ich aber etwas kräftiger und schneller treten musste, als andere. Natürlich gab es auch etliche teure Profiräder darunter!
Die Radstrecke war gut geteilt. Wir hatten 27 km An- und Rückfahrt und 2 Runden a 20 km zu fahren. Sie war weitestgehend flach und nur selten mussten wir uns die Strecke mit Autos teilen. Unterwegs gab es einen Versorgungspunkt, den wir 2x anfahren konnten und der richtig leckere Sachen aufgefahren hatte. Es waren genügend Helfer im Einsatz, alles lief gut! Eigentlich wollte ich auch nicht auf meine Uhr sehen. Es demotiviert mich, wenn ich sehe, dass meine Zeit schlecht ist. In diesem Fall war es aber anders! Etwa bei der Hälfte der Strecke sah ich, dass ich eine unerwartet tolle Zwischenzeit hatte! Viel, viel besser, als dass was ich mir zugetraut hatte. Das motivierte mich, auf der 2. Hälfte nochmal richtig Gas zu geben und so kam ich am Ende auf eine reine Fahrzeit (Garmin) von 3h16' für fast 92 km Rennrad! Das war um Längen besser, als das, was ich in den relativ wenigen langen Trainingseinheiten gefahren war und machte mir Mut für den weiteren Verlauf. Dennoch wollte ich nicht übermütig werden und denken: 'jetzt kommt deine Paradedisziplin'. Immerhin hatten wir inzwischen über 30 Grad auf dem Thermometer und die Strecke, die zum Teil auf Waldboden verlief, lag mir gar nicht! Als ich auf die Laufstrecke kam, waren inzwischen viele Zuschauer am Anfeuern. Teilweise riefen sie uns beim Namen, so dass ich kurzzeitig dachte, es sei doch jemand da, der mich kennt. Wir hatten 3 Runden a 7 km zu laufen, halb Wald/Schotter, halb Asphalt, dafür aber in der prallen Sonne. Unterwegs feuerte mich Sebastian an, den ich am Anfang bereits erwähnte. Die Stimmung und seine Anwesenheit haben mir in der 1. Runde gut geholfen und so freute ich mich schon auf den Motivationsschub :win: , den ich beim nächsten Durchlauf erwarten durfte. Auch hier auf der Rennstrecke standen ausreichend Getränke, Gels und Regel zur Verfügung. Ich nahm mir Zeit dafür, was ich sonst normalerweise gar nicht mache, aber ich war auch erschöpft genug, um mir zu sagen:'lieber hier 2', als am Ende aufgeben zu müssen oder extrem langsamer werden zu müssen'. Die Asphaltstrecke verlieh mir regelrecht Flügel, nur die im Zenit stehende Sonne hat mich ab und zu etwas aus der Spur gebracht. Ich spürte, dass es ganz gut lief, ich wieder einige Läufer holen konnte und sich meine Erfahrungen bestätigten, dass das Laufen meine Stärke in diesem Rennen wird! So konnte ich genügend Durchhaltevermögen aufbringen. Da haben sich doch die vielen Lauftrainings ausgezahlt! Klar hatte ich auch mal ein 'Hängerchen', aber die Motivationszone, die 3 Runden, die gute Versorgung und die Aussicht auf einen schnellen Asphaltteil, machten das alles wieder wett. Ich nahm mir vor, am Ende noch einmal richtig Gas zu geben, wenn es sich lohnen würde! Dem war so, denn vor mir liefen noch einige Frauen, vor denen ich ins Ziel kommen wollte! Die letzten 2,5 km legte ich noch einmal richtig zu und bekam sogar gute Zurufe von Finishern. So konnte ich die letzte Frau vor mir auf nur 2 km mit etwas mehr als 1 min. überrunden.
Glücklich im Ziel, alles so gut gemeistert zu haben, in einer Zeit, von der ich nicht zu träumen gewagt hätte (6:16:44) und von der ich schon jetzt wusste, wo ich im Training noch Potenziale heben kann, schossen mir kurzzeitig Freudentränen big_cry in die Augen. Auch dass Sebastian mich im Ziel empfing, war noch einmal ganz toll für mich, schließlich hatte er dort genügend andere Dinge um die Ohren! Es war wenigstens EINER da, mit dem ich meine Freude und meinen Stolz teilen konnte.
Danach ging es mir eigentlich ganz gut. Ich ließ mir gleich einen Massage verpassen und auf dem Gelände konnte man Dank des Engagements des Hoteldirektors warm duschen big_dusche und alles wieder in Ruhe richten!
Ich wartete noch geduldig die Preisverleihung der AK-Besten (Platz 2 AK 50) ab, denn DAS wollte ich mir noch geben und genießen können! Der Preis dafür, war eine aufziehende Gewitterfront. So musste ich anschließend im strömenden Regen per Rad zum Bahnhof Köpenick fahren. Aber das war alles egal! Ich fühlte mich soooo überwältigt, das Ding wieder einmal ALLEIN (wie leider schon bei meiner 2. Sprintdistanz 2013) gerockt und durchgezogen zu haben, es mir selbst bewiesen zu haben!
Das fand ich sau cool!
So endete nun meine 1. MD und ich kann meine Triathlonstrategie weiter verfolgen. Ab Oktober wird an den Optimierungspunkten gearbeitet, schneller schwimmen, mehr und längere Rennradeinheiten und Krafttraining mukkies . 2015 noch eine MD fahren, am besten am gleichen Ort, um die Entwicklung vergleichen zu können, und dann mal schauen, wie dünn die Luft noch weiter oben ist?!
Sportliche Grüße von ClaraFall big_bye
Zuletzt geändert von ClaraFall am Sa 9. Aug 2014, 22:29, insgesamt 2-mal geändert.
ClaraFall
 
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von Anzeige » Sa 9. Aug 2014, 12:01

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Meine 1. Mitteldistanz im Triathlon, Erlebnisbericht

Beitragvon Asphaltcowboy » Sa 9. Aug 2014, 13:48

Sehr schöner und ergreifender Bericht, liebe Bettina. Meinen allergrößten Respekt vor deiner Leistung, toll, klasse. Glückwunsch :-) zum finishen des Triathlon. Grüße
Liebe Grüße Peter
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Re: Meine 1. Mitteldistanz im Triathlon, Erlebnisbericht

Beitragvon Ika- Rudina » Sa 9. Aug 2014, 19:35

Hallo Bettina,
vielen Dank für den Bericht.
Bin ja richtig mit dabei gewesen...
Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung.
Liebe Grüße
Erika
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Re: Meine 1. Mitteldistanz im Triathlon, Erlebnisbericht

Beitragvon ClaraFall » Sa 9. Aug 2014, 21:37

Danke Leute :)
Freut mich, dass ihr bei dem umfangreichen Text keinen Koller bekommen habt :lol:
LG ClaraFall :geek:
ClaraFall
 
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Re: Meine 1. Mitteldistanz im Triathlon, Erlebnisbericht

Beitragvon laufmauselke » Di 12. Aug 2014, 21:33

Herzlichen Glückwunsch, liebe Betina.
Und vielen Dank für Dein Berichten. big_super
Liebe Grüße
Elke
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