Laufbericht vom Valencia Marathon
Die Planung für einen Marathon im europäischen Ausland begann schon im Frühjahr. Zum Abschluss meiner persönlichen Laufsaison sollte es noch ein Event im sonnigen Süden sein. Am besten in einer Stadt in der ich noch nicht gelaufen bin und zum ersten Mal besuche. In den einschlägigen Laufforen und Zeitschriften wurde nur Gutes über Valencia geschrieben und alle Berichte sollten Recht behalten!
Valencia ist mit ca. 790.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt von Spanien und liegt 350km südlich von Barcelona direkt am Mittelmeer. Hier läuft das Leben viel gelassener ab mit deutlich weniger Hupen im Straßenverkehr. Auch Geschäfte öffnen meist zwischen 10 bis 11 Uhr. Mit An- und Abreise war ich fünf Tage in Valencia und hatte mir ein Hotel mitten in der Stadt, am früheren Flussbett des Flusses Turia ausgesucht. Weil in den 50er Jahren katastrophale Überschwemmungen Valencia heimsuchten wurde der Fluss (mit rheinischen Dimensionen) im weiten Bogen um die Stadt umgeleitet. Deutsche Stadtplaner würden sicher eine neue Autobahn ins freigewordene Flussbett ziehen, nicht so die Valencianer: die sportbegeisterten Spanier haben das Flussbett in ein Eldorado für Sportler verwandelt und daraus den „Jardin de Turia“ gemacht.
Eine amtlich (SLV?) vermessener Laufstrecke von 24 Kilometern mit Fahrradwegen und Sportfelder durchzieht die Stadt vom Norden bis zur ehemaligen Mündung im Mittelmeer – selbstverständlich nachts beleuchtet! Naturschützer könnten einwenden, dass der Mensch nicht in die Natur eingreifen sollte. Aber auch ein Fluss sollte sich an Regeln halten, keine Überschwemmungen verursachen und nicht dort fließen wo man wunderbar Sport treiben kann
Aber zurück zum eigentlichen Ziel meiner Reise: dem 34. Marathon Trinidad Alfonso Marathon. Die Startnummernausgabe, sowie der Start und Zieleinlauf fand am Museum Príncipe Felipe statt.
Jeder der irgendwann mal in Valencia war wird diese futuristische Location in Erinnerung behalten. Neben den üblichen Bambiniläufen (am Vortag) wird zeitgleich zum Marathon ein 10 Kilometer Lauf angeboten. Häufig nutzen laufbegeisterte Athleten den 10km Lauf um ihren Partnern eine Reise nach Valentina schmackhaft zu machen und so einen weiteres Marathonevent in den Laufkalender aufzunehmen.
Bei der Startnummernausgabe ergab sich auch einige „Sonderbarkeiten“ die den Valencia Marathon kennzeichnet: im überraschend schweren Laufbeutel hatte ich schon kiloweise Werbung vermutet. Aber die Veranstalter haben schon weitblickend an die Regeneration der Athleten nach dem Lauf gedacht und ein Kilo Salz dazu gepackt. Ob es zum Baden oder für ’ne Infusion gedacht war hat sich mir - durch mangelnder Sprachkenntnisse - nicht sofort erschlossen. Auch die Pastaparty ist in Valencia eine Paellaparty. Ich fand das typisch spanische Reisgericht eher zu fettig und nicht unbedingt für einen Marathon geeignet.
Durch die Küstenlage von Valentina ist die Stadt bekannt für den Segelsport mit jeder Menge Wind. Dieser Wind hat am Samstag mit Böen um 40-50km/h schon ziemlich genervt und nichts Gutes für den Wettkampf ahnen lassen. Aber pünktlich zum Start flaute der Wind etwas ab und die hat viel zu warmen Temperaturen (über 20 Grad) erträglicher empfinden lassen.
Pünktlich um 9 Uhr startete der Wettkampf und führte die Athleten erst einmal zur Küste wo vor Jahren der America’s Cup stattfand. Nach 4 Kilometern erreichten wir den „Playa de las Arenas“, einen traumhaften Sandstrand der bei schönstem Wetter menschenleer war.
Logisch, weil alle entweder an dem Tag gelaufen sind oder angefeuert haben – aber dazu später mehr. Nach der Strandpromenade bog die Strecke in Richtung Innenstad ab entlang des Universitätscampus (sinniger weise unweit des Strandes) bis zum verwaisten Fußballstadion vom FC Valencia. Danach machte diese Strecke eine Schleife und als ich gerade Kilometer 10 passierte kamen die führenden Afrikaner entgegen die schon die doppelte Distanz hinter sich hatten. Ein Raunen ging durch die Gruppe der Hobbyläufer gefolgt von einem anerkennen Applaus. Nach 21 Kilometern wechselte die Strecke von der Peripherie ins Zentrum und auch die frenetischen Zuschauer wurden immer mehr. Mit „Venga, Venga!“ Rufen wurden wir angetrieben und die schon ansatzweise schweren Beine fühlten sich in Valencia subjektiv weniger müde an als bei Veranstaltungen in Deutschland mit weniger Zuschauern. Neben dem Start und Ziel empfand ich die Strecke durch die Altstadt von Kilometer 27 bis 30 am schönsten. Dabei passierten wir den „Plaza de Redonda“ sowie das historische Rathaus „Ayuntamiento“. Ab Kilometer 30 fordert meist mein schneller Antritt auf den ersten Kilometern seinen Tribut und der Mann mit dem Hammer vermute ich hinter jeder Wegbiegung. Nicht so in Valencia. Mein Tempo musste ich nur unwesentlich verlangsamen und zweitweise hatte ich auf eine Zielzeit von unter 3:45h gehofft. Aber meine Glykogenspeicher waren komplett leer und ich konnte nicht mehr zulegen.
Schon von fern konnte man das futuristische Ziel erahnen und immer mehr Läufer machte die Mittagshitze zu schaffen und wurden bei Krämpfen von Zuschauern erstversorgt. Ein überwältigendes Finisch brachte mir schließlich eine Zielzeit von 3:46:18h ein. Ich hätte nie für möglich gehalten über 26 Minuten schneller zu sein als beim Berlin Marathon der gerade einmal sechs Wochen zurücklag. Im Nachzielbereich wurden wir mit Obst und spanischem Gebäck versorgt. In Valencia hält man sich auch nicht mit alkoholfreien „Cerveza“ auf, hier wird das Radler gleich mit Alkohol ausgeschenkt!
Alles in allem war der Abstecher ins südspanische Valencia ein ganz toller Marathon mit vielen schönen Begegnungen!
In diesem Sinne: håsta luego, Valencia!