Allgäu Panorama Marathon am 23.08.15 in Sonthofen




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Allgäu Panorama Marathon am 23.08.15 in Sonthofen

Beitragvon HighCo » Do 3. Sep 2015, 10:39

Diesen Sommer sind Elke und ich mit unseren Fahrrädern vom Bodensee zum Königssee unterwegs- also quasi von West nach Ost an der südlichsten Kante Deutschlands entlang.

Eine Etappe führt uns nach Sonthofen, wo zu dieser Zeit der Allgäu Panorama Marathon stattfindet. Elke läuft den Halbmarathon mein Interesse gilt dem Höhenprofil des Marathon:
Dreizehn Kilometer stetig bergan, eine längere Bergabpassage und dann nur noch etwas hoch und runter und schliesslich finishen- sollte machbar sein.
Eine Hürde ist zu nehmen: Kilomter Neunzehn muss spätestens nach drei Stunden und fünfzehn Minuten passiert sein- mit etwas ostwestfälischer Überheblichkeit halte ich das für lächerlich.

Wir holen unsere Startnummern in einem Sportartikel-Outletcenter ab.
Hier zeigt sich der Veranstalter in Geberlaune:
Die Helfer packen für Elke noch einen Rucksack und für mich eine wunderschöne aber leider riesige Umhängetasche mit dem hier allseits bekanntem APM –Logo dazu. Lieb gemeint aber für Radfahrer im Urlaub leider ungünstig, denn wir wollen in den nächsten Tagen ja noch einige Hundert Kilometer radeln und unsere Packtaschen sind ja bereits bis zum Rand gefüllt. Egal, das Zeug muss irgendwie mit.

Es wird Neues auf uns zukommen- und das spürt man gleich zu Beginn- nach dem Start im Ortskern. Sonthofen liegt in einem Tal- rechts und links gesäumt von zwei Bergketten. In der Streckenbeschreibung finde ich für einen Flachlandläufer ganz ungewöhnliche Begriffe: Pass, Scharte, Sattel, Gipfel, Trail – hier werde ich auch Neues entdecken.

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Um 08:00 Uhr geht’s los. Mein Läuferfeld wird sofort aus dem Tal heraus auf die westliche Bergkette über die Hörnergruppe zum Gipfel des 1665m hohen Weiherkopf geführt.
Der Asphalt endet schnell, eine Wiese ist vertikal zum Hang zu überqueren, die Steigung ist so steil, das die Füsse - also in Laufrichtung seitlich total abgewinkelt sind - eine ganz neue Herausforderung für den Bandapparat meiner Beine.

Und ich kann noch etwas Neues entdecken: Die Laufstrecke konnte nicht von allen Rindern, welche hier mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sind, befreit werden – vielleicht wurde das auch gar nicht versucht. Ergo -es müssen unzählige Weideschranken vom Läufer überwunden werden. Ich warne davor, diese Gitter mit Schwung zu durchlaufen, der Versuch endet immer damit, dass die Schranke abrupt die Rippen abstoppt und das tut höllisch weh.
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Es gibt zwei Typen von Weideschranken: Quietschende Drehkreuze und schleifende Gitter.
Und das lässt mich gleich nach dem Passieren eine weitere Erfahrung machen: Den Abstand zum Läufer hinter mir bestimme ich durch das Zeitintervall bis zum nächsten Quietschen und die Anzahl der Läufer hinter mir durch die Häufigkeit des Geräuschs. Ich bemitleide Läufer mit Kopfhörern, welche diese interessante Wahrnehmung mit mir nicht teilen können.

Auf dem ersten Gipfel ist es schon beeindruckend, in das Tal zu schauen und die Zweitausender der Ostseite des Tals wirken von hier oben gar nicht mehr so gewaltig.
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Jetzt geht’s steil bergab. Dachte, jetzt wäre alles gegessen und ins Ziel traben – weit gefehlt. 300HM geht’s bergab und fast soviel sofort wieder steil bergan von der Bergstation Hörnerbahn zum Berghaus Schwaben.
Anschliessend lichtet sich die Bewaldung, der die Steine auf dem Weg werden grösser- feste Sohlen oder Trailschuhe sind hier die bessere Wahl.
Immerhin hilft mir für mein Wohlbefinden hier meine Technik vom Rennsteig, bergauf überwiegend zu gehen.
Dann über ein längeres Bergabstück kommt die Scharte Grasgehren mit der 19km Kontrollstelle. Hier fragt mich eine Läuferin nach der Uhrzeit. Freundlich antworte ich: Es ist kurz vor Elf !
Kurz vor Elf ? Hier gibt es einen Cut-Off bei 3:15 Std. Hätte ich irgendwo nur eine Viertelstunde getrödelt, wäre ich hier aus dem Rennen genommen worden. Schon sehr knapp- denn bis hierher habe ich wirklich nicht gebummelt. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich lerne daraus – die Rennsteigtaktik gilt auf Wanderwegen im Thüringer Wald, ist aber ungünstig im alpinen Gelände.
Noch mal gut gegangen. Jetzt geht es etwa acht Kilometer (!) ziemlich steil bergab.
Das tut in den Oberschenkeln schon sehr weh, es kommt mir vor, als ob Bremsenergie in den Muskeln vernichtet wird. Es zuckt total in den Beinen- ich rechne jeden Moment mit einem Krampf. Es hilft mit nicht gerade, jetzt auf einen Läufer aus unserem Hotel aufzuschliessen, der mir im Vorbeilaufen sagt, ihn hätten vorhin furchtbare Krämpfe geplagt.
Bei mir geht es aber gut.
Vielleicht überpace ich auch etwas- denn in der zweiten Hälfte geht es immer wieder bergan – und das fällt mir ab hier besonders schwer. Zum Glück sind die Anstiege nicht mehr so lang. Ab Kilometer 35 geht es ebenerdig durch das Tal. Erst jetzt kann man sich auf das Finishen freuen – aber selbst das fällt mir hier nach fünf Stunden Laufzeit schwer.

Elke war eine Stunde nach mir gestartet und erwartet mich daher bereits im Ziel. Die Uhr zeigt 5:29 Std. Wahnsinn, das ist acht Minuten unter meinem Medoc-Finish. Ich dachte nicht, ohne Rotwein jemals auch nur annähernd nochmal in diesen Zeitbereich zu geraten.
Ein Blick auf die Siegerzeit von 3:23Std. baut mich dann doch wieder etwas auf.

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Und es gibt noch eine schöne Entschädigung für die Strapazen: Zieleinlauf ist in einem dieser modernen Freizeitbäder. Hier erhalten Läufer für den ganzen Tag freien Eintritt –und beim Schwimmen schaut man direkt auf dieses Bergpanorama. Toll.

Ach ja- wem das nicht reicht, der hätte heute auch einen Ultra über 70km und 3000HM laufen können- das kann ich mir im Moment aber nicht vorstellen, wie das funktionieren soll.

Gruss,
Heiko
HighCo
 
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von Anzeige » Do 3. Sep 2015, 10:39

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Beitragvon Asphaltcowboy » Fr 4. Sep 2015, 17:32

Tolle Bilder mit grandioser Aussicht. Klasse
fesselnd geschriebener Bericht.
Tja, mit dem lieben Vieh ist das so einer Sache.
Stell dir vor eines wäre dir nachgelaufen...
Das hätte dich ungeahnt beschleunigt oder?
Danke für die Mühe und das einstellen.
Hatte Elke auch so viele Höhenmeter zu bewältigen?
Wie war denn nun eigentlich eure Radtour?
Grüße
Liebe Grüße Peter
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Re: Allgäu Panorama Marathon am 23.08.15 in Sonthofen

Beitragvon myway » Mo 7. Sep 2015, 11:50

Danke für den schönen Bericht und die Fotos. Vorallem euer Finischer-Foto gefällt mir besonders.
Ein Bergläufer werde ich nicht mehr. Von daher Respekt!
Viele Grüß
Markus
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Re: Allgäu Panorama Marathon am 23.08.15 in Sonthofen

Beitragvon laufmauselke » Di 8. Sep 2015, 11:15

Wunderbar, herzlichen Glückwunsch Euch Beiden und vielen für den schönen Bericht und die Bilder.


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Liebe Grüße
Elke
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