32. Hamburg Marathon
23.4.2017
42,195 km
Traditionell schreibe ich ja bei einem Marathon immer einen kurzen Bericht. Das möchte ich auch beibehalte, auch wenn das total aus der Mode zu kommen scheint. Mein insgesamt 21. Marathon führte mich mal wieder nach Hamburg. Insgesamt zum 7. Mal bin ich dort gelaufen. Hier zu laufen ist für mich zunächst stressfrei von der Anreise und kostenfrei vom Übernachten her, privat bei meiner Schwägerin. Das sind schon mal gute Gründe mal wieder, wie schon so oft, hier zu laufen.
Viel wichtiger ist aber die Veranstaltung selbst. Der Lauf durch die Hansestadt ist einfach große Klasse. Man sieht viel, es ist super organisiert und an der Strecke ist einfach viel los und tolle Stimmung. Wer hier noch nicht mitgelaufen ist, sollte das unbedingt mal in seinen Laufkalender einplanen.
Dieses Jahr hatten wir mit Wetterkapriolen zu kämpfen. Am Samstag gab es ordentlichen Sturm mit kräftigen Schauern. Daher beschäftigte man sich mit der Frage, was man anzieht. Lang oder kurz? Ich rechnete mit Wind und Regen. Allerdings sollte es auch sonnige Abschnitte geben. Gerade dieser Wechsel ist in der Kleidungsfrage problematisch, denn nix ist schlimmer als zu warm angezogen zu sein. Ich entschied mich für kurz/kurz mit Ärmlingen, Handschuhe und Mütze, die ich dann ausziehen konnte.
Der Start an der Hamburger Messe war wieder -top- organisiert. Pünktlich ging es los und gleich nach 5 Minuten ging die Welt unter. Aus der schwarzen Gewitterwand ging erst ein ordentlicher Regenguss auf das Läuferfeld und dann kam auch noch Hagel dazu. Damit war man nass und das Thema war somit durch. Es half kein Lamentieren. Ich konzentrierte mich locker zu laufen und versuchte wenigstens nicht durch die Pfützen zu laufen. Das Läuferfeld ist hier noch sehr dicht, so dass von Wind nix zu spüren war. Kalt war mir auch nicht.
Meine zeitlichen Ambitionen hielten sich sehr in Grenzen. Die beiden Testwettkämpfe waren sehr ernüchternd. Eigentlich wollte ich nur gut durchkommen und im Gegensatz zum letzten Marathon im September keinen klassischen Einbruch bekommen. Genug trainiert, vor allem die langen Läufe, hatte ich. Ich schielte auf die 4 Stunden, denn die waren nach dem Test-Halbmarathon gerade noch realistisch. Mehr geht aktuell nicht.
Zwischen km 10 und 15 schien dann plötzlich die Sonne und es wurde doch sehr warm. Handschuhe und Mütze zog ich aus. Mein Tempo passte, die ersten 5 km noch im Tempo 5:30 min/km, danach nur noch bei 5:35 – 5:45. Auf der ersten Hälfte passiert man alle Sehenswürdigkeiten Hamburgs. Die neue Elbphilharmonie konnte man gut von den Landungsbrücken aus sehen. Hier war auch der erste tolle Stimmungshöhepunkt. Sehr viele Hamburger kamen trotz des mäßigen Wetters an die Strecke und feuerten uns an. Dann ging es durch einen langen Tunnel an die Alster und den Jungfernstieg. Ich lief sehr konstant im dichten Läuferfeld mit, achtete darauf genug zu trinken und erfreute mich an der interessanten Strecke, den vielen Zuschauern und der guten Stimmung. Das Tempo konnte ich sehr gut laufen.
Den Halbmarathon passierte ich in 1:57 Stunden, also gut zwei Minuten im „grünen Bereich“. Hier am Hamburger Stadtpark war ich mir gar nicht sicher, unter 4 Stunden zu bleiben. Es lief aber trotzdem gut weiter, ich fühlte mich noch gut. Die beiden fiesen kleinen Steigungen Alte Wöhr und Fuhlsbüttler Straße konnte ich problemlos laufen und so vergingen die Kilometer ohne Probleme. Das Tempo lag immer so im 5:45er Bereich, d.h. ich wusste, dass ich auf die 4 Stunden auch nix verliere.
Im Übrigen gehört das für mich beim Wettkampf einfach dazu, auf Zeit zu laufen. Man hätte es hier nun jenseits von km 30 auch einfach gut sein lassen. Aber nein, ich war dauernd am Rechnen und am Reinhören in mich selbst. Insofern ist es auch egal, ob man nun um die 3:30 Stunden oder um die 4 Stunden kämpft, das Marathon-Gefühl ist das gleiche. Ich liebe es einfach, die Grenzen auszutesten. Deshalb bin ich Marathonläufer und so begann ich um die 4 Stunden zu kämpfen. Km 30 in 2:48 Stunden, somit noch 12,2 km in 72 min zu laufen: ich beschloss, das 5:45er Tempo weiterzulaufen und das würde dann reichen. Was man sich immer so vornimmt. Es gab zwar schon seit längerem keinen Regenschauer mehr, dafür kam jetzt ein unangenehmer Wind auf. Es zog eiskalt und ich setzte mir wieder meine Mütze auf.
Ein Riesenkompliment an die Hamburger, die in hellen Scharen an der Strecke standen. Die Km 32-37 sind mental schwierig bzw. hier trennt sich die Streu vom Weizen. Der Marathon geht hier erst los. Es ist eine Frage der Mentalität. Das Laufen wird schwerer, aber ich schaffte es, die Pace zu halten. Ich wusste, heute komme ich gut durch. Aber es war auch klar, dass es noch zu Kämpfen galt und das es mit den 4 Stunden eine ganz enge Nummer wird.
Der Klosterstern, 5 km vor dem Ziel, ist der absolute Stimmungshöhepunkt. Immer wieder toll, was hier abgeht. Auch in diesem Jahr wieder eine ganz tolle Unterstützung. Danach sind es aber noch 5 km und der Blick auf die Uhr sagte mir, dass nur noch eine Minute Vorsprung bleibt. Km 40 passierte ich bei 3:46 Stunden, somit die letzten 2,2 km in 13 Minuten. Das wird richtig knapp. Die Hamburger Laufstrecke ist am Ende recht anspruchsvoll, weil es vor dem Ziel etwas ansteigt. Aber ich bin gut durchgekommen und wenn man um die letzte Kurve biegt, sieht man den Fernsehturm und den roten Teppich. Wow, das ist doch immer wieder Wahnsinn. Ein Zieleinlauf macht einfach Spaß. Die Erleichterung und das Gefühl sich durchgekämpft zu haben sind eine tolle Bestätigung für den ganzen Aufwand.
Ein Blick auf die Uhr - 3:59:53 – wie geil ist das denn? Es ist doch noch einmal richtig knapp geworden. Umso größer ist die Freude. Das kann man so genau nicht planen. Das ist nur noch Glück. Ich bin an jeder Verpflegungsstelle durchgelaufen, hab mich an den schwierigen Stellen nicht hängen gelassen. Glück gehört dann doch auch dazu. So macht Marathonlaufen einfach Spaß, auch wenn alte Bestzeiten nicht mehr erreichbar sind.
Ich bin superzufrieden und Glücklich über meine Leistung. Danke für alle Unterstützung und Teilhabe am Training oder durch Daumendrücken und Anfeuern.