So, hat etwas gedauert. Jetzt aber zum zweiten Teil.
Kurz überlegte ich, ob ich mit den neuen schönen Schuhen laufen sollte - jetzt da ich schon die Kohle gezahlt hatte - aber zum Glück siegte die Vernunft und ich entschied mich für die eingelaufenen und gerade "heimgekehrten" Schuhe.
Ich studierte noch einmal die Karte und den Weg zum Start. Überlegte mir wie lange ich wohl dahin brauche und sah das es normal nur 15min Fußweg sind - einfach genial. Ich hatte schon die letzten Tage und auch direkt vor Ort das Wetter beobachtet. Die Vorhersagen für den Sonntag änderten sich stündlich. Bis zum aktuellen Zeitpunkt war eigentlich geniales Laufwetter, was ja auch auf den Fotos zu sehen ist. Leider bestätigte es sich, das an dem Laufsonntag mit Abstand das schlechteste Wetter der ganzen Tour kommen sollte. Abends schneite auf Facebook dann von den Organisatoren eine Wetterwarnung rein die vor niedrigen Temperaturen und 60km/h Wind und orkanartigen Böen warnte. Naja dachte ich, nun erst einmal in's Bett und so schlimm wird's schon nicht. Nächsten Morgen rechtzeitig aufgestanden, schön gefrühstückt und mit Diane besprochen, das sie lieber nicht zum Ziel kommen sollte, da einerseits das Wetter echt grenz wertig zu werden drohte und wir uns wahrscheinlich ohne Ortskenntnisse eh nicht finden würden.
Angekommen in der "Klamottenzone" gab ich mein Zeug ab und wir machten noch einige Foto's. Ich hatte mich entschieden mit einer 3/4 Hose und langem Shirt zu laufen.
So, schön warm angemummelt ging es los zum Start. Der war tatsächlich unterhalb des Calton Hill und wir liefen zum Aufwärmen den Hill hoch, da es von da eine fantastische Aussicht über die Altstadt und in Richtung Meer gibt.
Danach verabschiedete ich mich und suchte meinen Startblock. Die Stimmung war super und ich hatte auch nur noch 15min bis zum Start. Einige Starter sah man auch im Kilt.
Ich hatte mir zusätzlich noch einen Schlauch geben lassen, den man als Mütze oder aber auch als Halstuch tragen konnte. 2008 wurde der Edinburgh Marathon mal als der schnellste in UK eingestuft.
Dann ging es los und erst einmal 4km durch die Stadt und dann in Richtung Nordwest zur Küste und dabei zum größten Teil bergab.Vorgenommen hatte ich mir mit 6min/km zu starten und dann in der zweiten Hälfte auf 5:45min das Tempo zu erhöhen, vorausgesetzt, ich habe mein Leistungsvermögen mit allen Rahmenbedingungen richtig eingeschätzt. Mir wurde schnell etwas wärmer und der Schlauch auf meinem Kopf wanderte erst zum Hals und dann nahm ich ihn komplett ab. Ich fand gefühlt relativ schnell meinen Rhythmus. Nach den ersten 2 relativ schnellen Kilometern(5:20), pendelte ich mich von km 2 bis km 8 bei 5:37 ein. Ich bemerkte schon die Auswirkungen des relativ starken Windes der von schräg hinten kam und entschloss mich den als Unterstützung zu nehmen und pendelte mich bei einem Schnitt von 5:45-5:50 ein. Nach 4,5 Meilen(ca. 7km) ging es an der Küste entlang in Richtung Osten. Es hatte sich die letzten 2km plötzlich sehr abgekühlt, der Wind nahm zu, so dass ich meinen Schlauch wieder vom Gürtel nahm und mir um den Hals legte. Die Temperaturen waren deutlich unter 10°C gesunken und der Wind blies von hinten sehr kühl. Ich war froh mich relativ warm angezogen zu haben. Alle Läufer in kurzen Shirts froren und mir war selbst im langen Shirt kühl. Jetzt ging es eine langes Strecke immer an der Küste entlang, durch kleine Orte hindurch, wo wir überall überschwänglich und mit Süßigkeiten empfangen wurden. Die Wasserversorgung gab es aus kleinen Flaschen, wobei ich merkte, das mir das sehr kalte Wasser etwas auf den Magen schlug. Ich vermisste bei den Temperaturen sehr den warmen Tee. Ich schaute mir die sehr schöne Gegend an und es lief flüssig. Bei Meile 13 bogen wir wieder direkt zur Küstennähe ab und kurz davor kam uns das "Spitzenfeld" entgegen. Es war genau ein Kenianer der in jeweils größeren Abständen von zwei weiteren Afrikanern verfolgt wurde. Danach folgte als 4 der erste weißhäutige Läufer. Kurz bevor sie uns passierten sahen wir die Uhr, die bei 2:02:00 stand. Alle vier sahen schon sehr verbissen aus und hatten noch ca. 3 Meilen(5km) bis in das Ziel. Für mich bedeutete es etwas Halbzeit und ich bereitete mich mental auf das härtere Stück vor. Ich hoffte immer noch, das die am Nachmittag angekündigte Wetterbesserung kommen würde, es damit etwas wärmer werden würde und der Wind nachlassen würde. Die Hoffnung stirbt zum Schluss...Kurz danach, kam der erste kalte Schauer. Es folgte eine Strecke direkt an der Küste und das Läuferfeld kam uns sehr lange entgegen. Der Tempo-unterschied war für visuell gar nicht so groß, aber ich sollte noch erfahren warum. Für mich wurde es dann ab 25-26 ziemlich schwer. Es ging einige km leicht bergab, wobei der Pulk der uns entgegen kam dieses Gefälle sehr lange aufwärts laufen musste und offensichtlich sehr starken Gegenwind hatte. Endlich war die Wende zu sehen und ich würde mich auf Gegenkurs und damit dem letzten Drittel zuwenden. Wir bogen zu einer großen Schleife etwas in's Landesinnere ein und liefen an einem schönen Schloß und wilden Tulpen mitten im Wald vorbei. Dann ging es wieder zurück an die Küstenstrecke und ich war auf direktem Gegenkurs. Der Wind war sehr kräftig von vorn, die Sonne verschwunden und es kam der nächste Schauer. Zum Glück war er nur kurz. Was mich etwas aufbaute, war die Tatsache das ja noch so viele auf der Hinstrecke unterwegs waren. Zu den Wasserstationen gab es jetzt auch Gel, was ich auch dankend entgegen nahm. Ab jetzt und das waren noch so 12km war es ein echter Kampf mit sich selbst. Mich wunderte es eigentlich nur noch, das trotzdem so viel Einheimische jubelnd in den kleinen Orten standen, wobei sie sich wahrscheinlich festgebunden hatten, damit sie nicht in den Nachbarort geblasen werden. Die letzten km gegen den Wind hatte ich nur noch einen Schnitt knapp über 7min, aber jetzt hieß es nur noch ankommen...und dann war es soweit. Das begeisterte Publikum puschte einen die letzten Meter über die Zielgerade in Musselburgh und es war geschafft. Ich war sehr froh es gut überstanden zu haben und die Zeit mit 4:31h war für mich auch okay. Zurück ging es dann zuerst 1,5 km zu Fuß zum Bus Shuttle und dann mit dem Bus nach Edinburgh zurück.
Am späten Nachmittag machten wir noch einen Stadtbummel - jetzt war auch das Wetter schön.
Am nächsten Tag ging es dann nach kurzer Tour durch die Stadt mit Bus zurück zum Airport.
Zum Schluss muss man sagen, das dieses Wochenende trotz aller widrigen Umstände mit verlorenem Gepäck und anspruchsvollem Wetter, sehr schön war. Ich kann die Stadt und den Lauf nur weiter empfehlen. Eventuell sollte man ihn dann aber mit einer kleinen Truppe machen, weil es dann bestimmt noch mehr Spaß macht.
LG Frank
Zuletzt geändert von FrankE am So 21. Jun 2015, 16:44, insgesamt 2-mal geändert.